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Anfänge der deutschen Siamkatzenzucht

Nachdem in England zum Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Siamkatzen auf Ausstellungen gezeigt und bald auch planmäßig gezüchtet wurden, begannen erst 1927 die ersten registrierten Züchter in Deutschland sich dieser außergewöhnlichen Katze zu widmeten.

Es war damals natürlich sehr schwer diese seltenen Exoten zu erhalten. Bei den ersten Katzen, die in ein Zuchtbuch eingetragen wurden, handelt es sich daher meist um Direktimporte aus Siam (Thailand) oder Indochina, oder um Katzen aus den großen Zoos in Europa. Aber auch Siamkatzen aus England und Frankreich trugen schon ihren Teil zur Aufbauarbeit bei.

Eine Farbunterscheidung, wie wir sie heute für selbstverständlich halten, gab es in diesen Jahren noch nicht. Die Katzen wurden in Siam-Königskatzen und den Tempeltyp unterteilt. Die Königskatze hatte schwarzbraune Points bei sahnefarbigem bis hellrehfarbenem Körperfell und war langschwänzig. Dem Tempeltyp gehörten Katzen an, die eine dunklere Rückenfarbe hatten, außerdem waren sie meist stummel – oder knotenschwänzig.
Da die Siamesen aus den Zoozuchten häufig dem Tempeltyp angehörten, liegt der Verdacht nahe, daß die dort herrschende Inzucht recht hoch war und zur Manifestation von genetischen Defekten führte, denn fast alle Direktimporte gehörten den Siam-Königskatzen an.

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Die siamesische Hauskatze im zoologischen Garten zu Dresden.
Nach dem Leben gezeichnet von B. Pittrich, 1895

Erste Fotos dieser Katzen entsprechen in genauer Weise dem Typ, den wir in unseren Thaikatzen nun haben wiedererstehen lassen. Sowohl der Körperbau, als auch die Fellqualität unterscheiden diese Siamesen schon weit von den Europäischen Hauskatzen. Das Gesicht zeigt den siamtypischen Ausdruck, die Nase ist noch recht kurz, der Kopf aber keilförmig mit mandelförmigen Augen und weitgesetzten Ohren.

Gerade diese ersten Fotos zeigen einmal mehr, daß zu jeder Zeit der extrem runde, plüschfellige Typ durch Einkreuzungen entstanden ist. Denn die, von den Buddisten als Reinkarnation einer Menschenseele verehrten Katzen, waren damals schwer zu bekommen und aufgrund der Klimaumstellung sehr krankheitsanfällig. Was lag da für gewissenlose, profitorientierte Vermehrer näher, als durch Einkreuzungen gleich drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, nämlich:
1. Kräftigere, vermehrungsfreudigere Katzen zu erschaffen
2. Einen mehr dem „Kindchenschema“ entsprechenden Typ zu bekommen
3. Schnell und preiswert mehr Zuchtmaterial zu bekommen.

Doch nun zu den gewissenhaften Pionieren unserer wunderschönen Siamkatzen!

1927
gab es erst zwei eingetragenen Siamzüchter im „1.Deutschen Angorakatzen – Schutz- und Zuchtverbandes“, dem Vorgänger des heutigen 1.DEKZV.
Frau v.Oertzen, Schloß Strass bei Passau, führte den Zwingernamen „von Bankok“. Der erste, von ihr importierte Kater, Chacri v.Bankok hatte einen Vollstammbaum engl./französicher Herkunft.
Seine ersten Nachkommen zeugte er mit Blauäuglein, einer Siamesin unbekannter Herkunft, in Besitz von Frau Winzingrode in Dresden.
2 Jungtiere aus dieser Verpaarung gingen an den Zwinger „Dschaya“, den Frau von Garvens und Herr Saebens aus Worpswede führten,
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ScheuSanda von Bankok
ein Kater, Scheu-Sanda von Bankok, ZB-Nr.01 und eine Katze, Juju von Bankok, ZB-Nr. 060. Dazu kamen Lotos Dschaya weibl. ZB-Nr.04 und Bassa Dschaya männl. ZB-Nr.08 als Direktimporte aus Indochina, sowie Carud Dschaya ZB-Nr. 05, ein Kater aus dem Pariser Zoo, der einen kurzen Knotenschwanz hatte.
Bei Dshaya Asta auf den folgenden Fotos, könnte es sich um eine Tocher dieses Katers handeln.
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beim Sonnenbad…. ….Dschaya Asta
1928
kam der Zwinger „Muang Thai“ von Frau Münch aus Nürnberg dazu. Sie begann mit 2 Frankreich-Importen Charri und Suzette Muang Thai. (Dieser Zwingername wurde 1952 an Frau Lorscheid weitergegeben, die zu dem Zeitpunkt noch über ein Originaltier aus dem Zwinger verfügte)
1929
kamen gleich mehrere begeisterte Neuzüchter hinzu. So hörte man die Namen „Neanderthal“, Herr Dreiser, der direkt aus Siam importierte, „Chiemsee“, Frau Dr.Wenzuel, mit Frankreichimport, „v.d.Frankfurt“, Frau Koch, mit Tieren aus dem Franfurter Zoo, „Lao-Thai“, Herr Wyneken, mit Siamesen aus dem Berliner Zoo, „Dschidda“, Herr Sadlowski (Frankreichimporte) und „Dhioangielaiky“, Frau Schwalbe (Direktimporte aus Siam).
1930
Frau Müller „Kariathiarim“, die Siamesen aus England und Kopenhagen einführte.
1931
„vom weißen Elefanten“, Mme Bonneau aus Köln, besaß einen nicht registrierten Kater BlueBell v.Murmelhof und auch französische Katzen. Auch dieser Zwingername existierte bis in die Neuzeit, da er später von ihrer Freundin Frau Roesler, übernommen wurde.

Copyright für diese Zusammengestellung liegt bei Susanne Cramer-Rößner. Quelle Text: Frau Margarete Lorscheid „Über den Start der deutschen Siamzucht“. Die Fotos von ScheuSanda und Asta hat Herr Saebens aufgenommen, sie stammen aus dem Buch

Anfänge der Siamkatzenzucht

Aus dem Jahr 1879 stammt der früheste Beweis, dass tatsächlich eine echte Siam mit charakteristischen Abzeichen ausgestellt wurde. Der Londener Daily Telegraph berichtete damals von einem „Paar junger (Katzen) siamesischer Herkunft mit schwarzem Maul, schwarzen Ohren und Füßen und ebensolchen Schwanz; das Fell ansonsten ist gelblich-brau.“
Auch in St.George Standartwerk über Katzenanatomie von 1881 wird die Siamkatze bereits beschrieben: „ Die Siamkönigskatze ist gleichförmig rehfarben, kann jedoch sehr dunkel getönt sein. Tendenziell ist sie um das Maul noch dunkler (…) Sie hat bemerkenswert blaue Augen (und) einen kleinen Kopf.“

1889 schrieb Harrison Weir: „ Es ist sogar in Siam sehr schwierig, reinrassige Tiere zu bekommen. Den Katalogen der Kristallpalastes für die Jahre 1871 und 1887 entnehme ich, dass 15 weibliche und nur vier männlich Tiere ausgestellt wurden, von denen einige nicht reinrassig waren. Ich habe immer Verständnis dafür gehabt, dass (Siam) nicht ausgeführt werden dürfen. Man kann sie nur als außerordentlichen Gunstbeweis erhalten, denn der König von Siam achtet sehr streng darauf, dass alle diese Tier als Königskatzen in Siam bleiben.“
Im Jahr 1884 brachte Sir Edward Blencowe Gould, der englische Konsul in Bangkok, ein Siamkatzenpärchen, Pho und Mia, mit in sein Land. Er soll es direkt von König Rama V. Chulalongkorn (1869-1910) erhalten haben. Als der Konsul seinen Abschiedsbesuch bei Hofe machte, wurde er gefragt, was er sich als Geschenk wünsche. Obwohl der König entsetzt war, hielt er sein Versprechen, als der Konsul zwei Königskatzen wählte. Einige betrachten den Bericht als reine Erfindung, nur in die Welt gesetzt, um der neuen Rasse eine besondere Aura zu verleihen.
Auf welchen Weg auch immer der Konsul die Katzen erhalten hat, es steht fest, dass er sie seinem Bruder, Owen Gould, übergab, der sie als Geschenk für ihre Schwester mit nach England nahm. Die ersten ofiziell registrierten Siam sind Mia und Pho. Aus ihrem Nachwuchs gingen wenig später die ersten preisgekrönten Champions hervor. Die Kätzchen vom ersten Wurf bekamen die exotische Namen Duen Ngai, Kalahom und Karomata. Sie wurden von Lilian Velvey 1885 auf der Katzenausstellung im Londoner Kristallpalast gezeigt. Dort hatten sie großen Erfolg und gewannen die ersten Preise für die beste Kurzhaarkatze und die beste Katze der Ausstellung, und das bei 480 Meldungen. Aus ihrem Nachwuchs gingen wenig später die ersten preisgekrönten Champions hervor.
In die USA gelangten am Ende des 19. Jahrhunderts einige europäische Siamkatzen. Unter der Schirmherrschaft von Mrs. Clinton Locke aus Chicago, der „Mutter der amerikanischen Katzenzucht“, wurde sie sehr bald mit großen Erfolg auf Katzenausstellungen gezeigt. 1889 gründete sie den Beresford Cat Club, in dessen ersten Zuchtbuch aus dem Jahr 1900 die ersten beiden amerikanischen Siamkatzen eingetragen sind: der Wettbewerbssieger mit Namen Siam und eine weibliche Katze Sally. Ihre vollständigen Namen lauten Lockhaven Siam und Lockhaven Sally Ward, was bedeutet, dass Mrs. Locke selbst die Besitzerin war.

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(klick auf das Bild, um es größer zu sehen)

In Paris im Jahr 1893 verfasste M. Oustalet, Professor am naturhistorischen Museum, eine Mitteilung über „Katzen von Siam“, die von der Schwiegertochter von Präsident Carnot mitgebracht wurden.

In Europa konnte man Ende des 19ten Jahrhunderts Siamkatzen gelegentlich in den Zoologischen Gärten von Berlin, Frankfurt, Dresden und Den Haag sehen.

Im Jahr 1901 wurde in England der erste Verband für Rassekatzen gegründet, der „Siamese Cat Club“.

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Die ersten eingetragenen Siamkatzenzwinger in Großbritannien (anklicken zum vergrößern)
Im Jahre 1937, anlässlich der 1. Katzenausstellung in Bern (Schweiz), wurden zwischen Kurzschweif- und Langschweif-Siamkatzen unterschieden und in zwei Kategorien gerichtet. Es wurden 29 langschweifige und 11 kurzschweifige Siamesen gezeigt.
Zwischen 1940 und 1960 boomte die Siamkatzenzucht in der ganzen Welt. Oft konnte man mehr als 100 gemeldete Siamkatzen auf einer Ausstellung sehen und die Nachfrage war sehr groß.
Chocolate-Points wurden auf Initiative von Miss E. Wenthwort Fitzwilliam als 24 b durch den GCCF erst 1950 offiziell anerkannt. In den USA wurde bereits 1955 die Lilac-Point Siamesen (dort Frost-Points genannt) anerkannt. Im traditionsbewussten England wartete man mit der Anerkennung der Lilacs (24 c) noch bis ins Jahr 1960. Die ersten Tabby-Siamesen züchtete Mrs. Hood in Schottland in den Vierziger Jahren, sie wurden 1966 anerkannt. Auch die Redpoints wurden durch Mrs. A. Ray und Dr. Nora Archer erstmals 1934 in London gezeigt. Ihre Anerkennung fand 1965 und die der Tortiepoints 1966 statt.
Noch heute werden in den USA bei der Cat Fancier Association (CFA) Tabby-, Red-, Créme- und Tortie-Point Siamesen als Color-Point-Shorhair bezeichnet. Als echte Siamesen werden nur die vier Grundfarben seal, blue, chocolate und lilac zugelassen.